Langlebigkeit in der Architektur

Donnerstag, 3. März 2016 00:00

Bei zeitloser Architektur denken viele Kollegen sicherlich zuerst an Gestaltung. Ich denke, dass hierbei die Aspekte Materialität und Langlebigkeit häufig zu kurz kommen. Die in vielen Finanzplanungen geforderte Haltbarkeit eines Gebäudes beträgt im Moment ca. 30 Jahre. Das Haus, in dem sich mein Büro am Petersburger Platz in Berlin befindet, ist über 100 Jahre alt. Ist da in den letzten Jahren irgendetwas schief gelaufen? Ich denke schon. Was alles zu einer Gesamt - Energie - Bilanz von Bauwerken (Gebäude wie Freianlagen) gehört, setze ich als bekannt voraus. Aber wie sieht eine schlüssige Energie - Bilanz in gebauter Realität aus. Als grosser Berg - Enthusiast kann ich da glücklicherweise einen Fundus an Beispielen (Haus- und Wegebau) aus den Alpen zum Besten geben.

 

+ Materialien: haltbar

+ Herkunft: regional

+ Design: zeitlos

+ Haltbarkeit: ewig

+ Energiebilanz (Gewinnung / Herstellung / Nutzung / Entsorgung): positiv

Stall in Zermatt, Schweiz

Berghütte im Val Grande Italien

Gasthaus Alpenrose in St. Antönien, Schweiz

Walser Haus in Alagna, Italien

 

Nicht dass Sie jetzt denken, ich würde als hoffnungsloser Romantiker am Alexanderplatz lauter Berghütten platzieren wollen. Langlebigkeit geht natürlich auch auch zeitgenössisch. 

 

Drei Beispiele, die mir besonders gut gefallen:

 

Das 1991 realisierte Haus Babanek in Brühl des Architekten Bienefeld ist klassische Architektur at its best - im Übergang zur Kunst - aus den Materialien Stein, Stahl, Glas und Holz. Zur Energiebilanz kann ich nichts belastbares sagen, aber bei 50 cm dicken Mauern kann diese zumindest nicht verheerend sein. Eine mögliche Entsorgung kann ich mir nicht als problematisch vorstellen.


Das Haus 2226 der Architekten Baumschlager & Eberle in Lustenau, Österreich ist offenbar aus der gleichen Motivation entstanden. Ständige technische Innovationen müssen nicht zwingend Fortschritt bedeuten. Dieses Haus ist weitgehend ohne Gebäudetechnik oder Wärmedämmung konzipiert worden, als bewusste Abwendung von der immer stärker werdenden Dominanz der Technischen Gebäude Ausstattung.

Das Rockresort des Architekten Domenig in Laax, Schweiz ist eine Mischung aus Hotel und Wohnungen, die sich auch städtebaulich auf hohem Niveau präsentieren, da sich die acht Punkthäuser um einen Platz anordnen und dadurch eine räumliche Dicht erzeugen. Die sichtbaren Materialien sind alle einheimisch. Den Aspekt der Langlebigkeit sehe ich hier vor allem in der Möglichkeit der variablen Nutzung gewährleistet.