Tourismus: Bauen in den Bergen

Freitag, 26. April 2024 14:09

Wenn ich als Kind von meinen Eltern gefragt wurde, ob ich meinen nächsten Sommerurlaub lieber am Meer oder in den Bergen verbringen möchte, war meine Antwort eindeutig: Arosa im Schweizer Kanton Graubünden ist somit nicht nur Geburtsort meiner Karriere als Hobbyskifahrer, sondern auch der Ort meiner ersten grösseren Bergtouren geworden. Auf diese Weise war das Luxushotel Tschuggen bereits in den frühen 70er Jahren für eine besondere Art "frühkindlicher Prägung" verantwortlich. Diesen 10 geschossigen Riegel in hochalpiner Umgebung habe ich schon als Kind als einen massiven Eingriff in das Landschaftsbild empfunden, vielleicht ein Auslöser für meine Berufswahl LandschaftsArchitekt.

Interessant ist, dass es im heutigen Netz kaum Bilder zu sehen gibt, die diese Bausünde in voller Pracht zeigen. Statt dessen wird der nur auf Effekt abzielende Erweiterungsbau für das neue Spa des Tessiner Architekten Mario Botta publiziert.

Kann man in den Bergen so bauen? Sicherlich nicht. Architektonische Ikonen vonStararchitekten, mit denen sich Metropolen weltweit schmücken wollen, und damit glauben unverwechselbar zu sein, sind schon häufig für den urbanen Raum schwer verdaulich. In den Bergen schmerzt diese Haltung umso mehr. Unfassbar wie das Hotel Tschuggen zu derBaugenehmigung für eine weitere Bausünde kommen konnte: eine exklusiv für Hotelgäste nutzbare Monorack - Bahn durch hochalpine Wiesenlandschaft zwecks direkter Anbindung an das Skigebiet (Tschuggen Express).

Positiv denkende Menschen, suchen natürlich nach positiven Beispielen; hier sind einige Ergebnisse:

Das Titelbild werden Sie vielleicht erkannt haben; die Therme in Vals von Peter Zumthor; nach wie vor mein Favorit.

Hotel Alpina, Vals Graubünden: Das Gasthaus direkt am Kirchplatz wurde vom Architekten Gion A. Caminada behutsam renoviert. Respekt vor dem Bestand und Einbindung in die Umgebung in die dörfliche Struktur waren hier die entscheidenden Antriebe.

Hotel Post, Bezau Bregenzer Wald: Ich habe das Hotel bereits in einem Post über vorgefertigte Architektur beschrieben. Thema war hier nicht die Renovierung des alten Gasthauses sondern die sukzessive und behutsame Erweiterung durch den Architekten Oskar Leo Kaufmann über einen langen Zeitraum. Alt und Neu ergeben hier eine sinnvolle Symbiose.

Hotel Vigilius, Lana Etschtal: Der Neubau in Holzbauweise liegt oberhalb des Etschtals und ist nur per Seilbahn erreichbar. Die Entwurfsidee des querliegenden Baumstamms stammt vom Architekten Matteo Thun. Hier sehen Sie auch, dass die sichtbare Architektur auf den ersten Blick spektakulär wirkt, das räumliche Konzept in Wahrheit aber aus einer Haltung des Respekts und der Zurückhaltung entstanden ist. Hier wurden alle Register ökologischen Bauens gezogen.

Living Egological Alpine Pod (LEAP): Es handelt sich um mobile Raumzellen, die bei Nutzungsänderungen jederzeit wieder demontiert werden können. Das Foto suggeriert beim ersten Anblick natürlich keine Nachhaltigkeit. Mir gefällt aber der Gedanke, dass diese Architektur im Idealfall keine Fussabdrücke hinterlässt.

Berg - Lodges: Ähnlich wie das LEAP haben die Architekten Pawlik & Wiedmer ein Konzept entwickelt, mit dem sich die Nutzer mitten in der Natur aufhalten und diese völlig neu erleben können. Der Initiator Qualifutura betreibt den Gasthof Alpenrose in Gadmen am Sustenpass in der Schweiz, der als Projekthotel für die Wiedereingliederung ehemals drogenabhängiger Jugendlicher geführt wird.