Shared Space: und was Berlin daraus macht

Montag, 4. September 2017 17:48

Das Projekt hat mich im Juni 2016 wirklich zum grübeln gebracht. Soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, war das Vorhaben als Pilotprojekt in Berlin hoch ambitioniert. Thema war der Umbau zu einer "Begegnungszone" mit dem Ziel Nutzung und Aufenthalt für alle zu verbessern. Gewerbetreibende und Anwohner wurden im Rahmen einer Bürgerbeteiligung mit Work - Shops eingebunden. Und trotzdem habe ich den Eindruck, dass hier einiges schief gelaufen ist. 

Ich persönlich glaube, dass Bürgerbeteiligung alleine einen Projekterfolg noch nicht garantiert. Wenn 50 Leute etwas planen, die das Planungshandwerk nicht erlernt haben, kann ich darin nicht zwingend eine Erfolgsstrategie erkennen.

+ Wenn man eine Bürgerbeteiligung macht, kauft man sich üblicherweise zusätzlichen Sachverstand ein.

+ Oder man recherchiert realisierte Projekten nach dem „Best Practice“ - Prinzip.

Im zweiten Fall wird es sich kaum vermeiden lassen auf „Shared - Space“ - Projekte zu stossen. Ab 1990 von Hans Mondermann mit dem Hauptziel der Deregulierung entwickelt, wurden ab 2004 vor allem in den Benelux - Staaten erste Pilot - Projekte realisiert. Man hat dort bereits einen profunden Erfahrungsschatz gesammelt und hätte bei der Maassenstrasse sicherlich gerne geholfen, die verbauten 800.000,00 Euro mit einem höheren Mehrwert und besserem Erfolg zu versehen. Sogar die Wochenzeitung „DIe Zeit“ hat hierzu 2011 einen Artikel veröffentlicht.

Mit dem Konzept von Shared Space wollten vor allem kleinere Gemeinden der Unübersichtlichkeit ihrer Verkehrsflächen entgegentreten. Dem vielzitierten Wald von Verkehrszeichen sowie dem sinnlosen Nebeneinander von Fahrbahnen, Parkstreifen, Radwegen und Bürgersteigen sollte etwas entgegengesetzt werden. Ziel war es, alle Verkehrsflächen einheitlich und ohne Barrieren zu gestalten und so für alle Menschen im öffentlichen Raum gleichberechtigt nutzbar zu machen.

Die ersten Erfahrungen mit realisierten Vorhaben in Kleinstädten in NRW und Niederlande waren positiv. Mittlerweile findet das Konzept auch Akzeptanz in grösseren Städten, da auch Teilbereiche und einzelne Strassen umgewandelt werden können.

Ich will nur zwei Beispiele aufzeigen, die bei der Schaffung von gleichberechtigt nutzbarem öffentlichem in der Maassenstrasse offensichtlich völlig missverstanden worden sind:

+ Im Rahmen dieses Vorhabens sind 50 Stellplätze entfallen. Dabei spricht überhaupt nichts gegen das Prinzip einer "Begegnungszone", wenn Autos auf gemeinschaftlich genutzten Flächen geparkt werden dürfen.

+ Barrieren - seien es Poller oder Betonwürfel - machen den Bock zum Gärtner und müssen in einem Gemeinschaftsraum zwingend vermieden werden. Weil das ja gerade die Idee ist, dass alle Nutzer aufeinander Rücksicht nehmen.

Wer noch weiter lesen mag: Im Berliner Tagesspiegel gibt es einen weiterführenden Artikel zum Thema. Da die Grundidee nach wie vor wunderbar ist, schlage ich vor: abreissen und noch einmal neu anfangen.